Urban Gardening - Was ist das & wie funktioniert es? (2024)

Was ist Urban Gardening?

Urban Gardening ist privates oder gemeinschaftliches Gärtnern auf kleinen, oft vernachlässigten Flächen mitten in der Stadt oder auf dem eigenem Balkon. Der Schwerpunkt liegt auf sinnstiftender Tätigkeit, umweltschonender Produktion und bewusstem Konsum der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Die steigende Popularität für Urban Gardening hängt mit dem Wunsch nach Selbstversorgung, dem Vegetarismus und Veganismus sowie der erhöhten Sensibilität für Umweltbelange zusammen.

Inhaltsverzeichnis

  1. Woher kommt Urban Gardening?
  2. Wie funktioniert Urban Gardening?
  3. Was sind Gemeinschaftsgärten?
  4. Was ist der Unterschied zwischen Urban Gardening und Urban Farming?
  5. Was ist Guerilla Gardening?
  6. Fazit
Urban Gardening - Was ist das & wie funktioniert es? (1)

Kleine grüne Biotope mitten in der Stadt verbessern das Mikroklima und verschönern die triste Betonwüste vieler Großstädte. Die rasante Verbreitung des Urban Gardening ist aber auch auf den Klimawandel, die zunehmende Digitalisierung des Lebens und den mangelnden Naturzugang zurückzuführen. Des Weiteren steht der Trend im Zusammenhang mit der Sortenarmut in den Supermärkten und dem steigenden Bewusstsein für gesunde Ernährung. Urbane Gärten, neudeutsch auch City Gardens genannt, liefern Bienen ein reiches Nahrungsangebot und stärken das menschliche Verständnis für die Herkunft von Nahrungsmitteln. Neben kleinen Anbauflächen auf Hinterhöfen und Brachen kommen auch begrünte Dächer, vertikale Gärten an den Wänden und private Balkone in Frage. Gartenbau.org liefert Ihnen alle Informationen über das Anlegen von urbanen Gärten, die Wahl der geeigneten Pflanzen und die verschiedenen Formen von Urban Gardening.

Woher kommt Urban Gardening?

Die genaue Herkunft des urbanen Gartenbaus ist nicht näher definiert, geht aber 30 bis 40 Jahre zurück. Manche Quellen nennen Kuba der späten 1980er Jahre als die Wiege für Urban Gardening: Nach dem Lieferstopp von günstigem Erdöl aus der Sowjetunion im Jahre 1989 musste der Inselstaat seine Landwirtschaft auf postfossile Bewirtschaftung umstellen, eine solche also, die unabhängig von den Energieträgern aus der Erde funktioniert wie Erdöl, Erdgas oder Kohle. Dabei spielte die urbane Landwirtschaft in dem armen kommunistischen Land eine zentrale Rolle für die Überlebensproduktion.

Ein weiterer möglicher – und auch wahrscheinlicherer– Ursprung für Urban Gardening wird 2000 km nördlich von Kuba vermutet, in New York der 1970er Jahre. Dort haben Anwohner vernachlässigter Stadtvierteln mit ihren politischen Initiativen „Guerilla Gardens“ und „Community Gardens“ gegen den Verfall der Städte und die Verschlechterung der Lebensbedingungen protestiert und in ihrer Nachbarschaft leerstehende Flächen in grüne Oasen verwandelt. In Deutschland gibt es seit Mitte der 1990er eine eigenständige Entwicklung in den „Interkulturellen Gärten“, in denen sich Einwanderer und Deutsche aus unterschiedlichen sozialen Schichten treffen und die Gemeinschaftsgärten in der Stadt bewirtschaften.

Wie funktioniert Urban Gardening?

Genau genommen ist urbanes Gärtnern auf öffentlichen Flächen illegal und benötigt die Zustimmung des zuständigen Grünflächenamts. Für die Erlaubnis brauchen die grünen Aktivisten ein überzeugendes Konzept und eine sichergestellte Betreuung der Gärten über einen längeren Zeitraum. Viele Kommunen unterstützen Urban-Gardening-Aktionen mit Pflanzen, Saatgut oder Gartengeräten. Damit ein Stadtgarten funktioniert, braucht er regelmäßige Pflege, deswegen sollen mögliche Kooperationspartner schon im Vorfeld der gemeinschaftlichen Aktion angesprochen und mit folgenden Fragen konfrontiert werden:

  • Wie weit ist der nächste Wasseranschluss entfernt?
  • Ist die anvisierte Grünfläche möglicherweise eine Hundewiese?
  • Wer übernimmt das regelmäßige Gießen?
  • Wer jätet das Unkraut?
  • Wer entfernt den Müll und Grünreste?
  • Wer übernimmt die Vertretung bei Abwesenheit?
  • Gibt es mögliche Sponsoren wie örtliche Gärtnereien (für Pflanzen), Baumärkte (für Gartengeräte), Druckereien (für Werbematerial) oder Sparkassen (für Gartenmöbel)?
  • Welche Öffentlichkeitsarbeit ist nötig, damit das City-Garden-Projekt bekannter wird?

Welche Pflanzen eignen sich fürs Urban Gardening?

Ein schöner Garten lebt von seinen Pflanzen und diese müssen gut zum Standort passen, insbesondere, wenn Sie direkt in den bestehenden Boden pflanzen möchten. Dabei ist es nicht nur die Sonnenmenge entscheidend, sondern auch die Bodenqualität und die Nähe zu Bäumen und Sträuchern, die gegebenenfalls in Wurzelkonkurrenz zu den Setzlingen stehen könnten. Je nachdem, ob der Boden nährstoffreich oder nährstoffarm, lehmig oder sandig, feucht oder trocken ist und ob der Standort in der Sonne oder im Schatten steht, kommen unterschiedliche Pflanzen in Frage.

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Bei Ihrer Planung müssen Sie auch das Wuchsverhalten (langsam wachsend oder wuchernd) und den notwendigen Pflanzenabstand berücksichtigen. Die meisten Gemüsearten gedeihen wunderbar in Kisten und Kübeln und brauchen gar keine Ackerfläche. Dazu gehören Kapuzinerkresse, Pflücksalate, Karotten, Radieschen, Erdbeeren, Paprika oder Tomaten, aber auch Ringelblumen, von denen die Blüten essbar sind. Raumgreifende Arten wie Zucchini, Kürbis oder Rhabarber eignen sich für Behälter und Hochbeete weniger. Wenn Sie sich alleine oder anhand von Gartenbüchern nicht trauen, eigenständig einen City Garden anzulegen, können Sie auf professionelle Hilfe zugreifen.

Wie lege ich einen urbanen Garten an?

Je nach Standort und Flächengröße, die Ihnen fürs Urban Gardening zur Verfügung stehen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, einen urbanen Garten anzulegen. Sie können folgende Formen in Betracht ziehen:

  • Hochbeet
  • Gabionen
  • Kräuterspirale
  • Kübel / Balkon
  • vertikaler Garten

UNSER TIPP:

Erdnüsse aus dem Garten statt aus der Tüte Jawohl! Erdnüsse lassen sich einfach im Blumenkasten auf dem Balkon und im Topf auf der Fensterbank ziehen und zwar aus allen Erdnüssen, die nicht geröstet oder gesalzen sind. Wartezeit: 180-200 Tage. Wer Knabberzeug für einen Videoabend braucht, muss also ein halbes Jahr im Voraus planen.

Hochbeet: Rückenschonende Alternative zum Acker

Als eine erhöhte Beet- beziehungsweise Anbaufläche im Garten eignet sich ein Hochbeet perfekt für die Kultivierung von Gemüse und Kräutern. Das Urban Gardening im Hochbeetist rückenschonender als auf tiefer gelegten Flächen und bietet zudem einen guten Schutz vor Schnecken. Gemüse hat im Hochbeet auch optimale Bedingungen: Die Grünabfällen in den unteren Schichten sorgen für einen ganz natürlichen Dünger und leicht erhöhte Bodentemperatur. Die Wände des Hochbeets können aus witterungsbeständigem Holz oder Stein bestehen, unter Umständen auch aus Metall. Die Innenwände aus Holz oder Stein sollen mit Teichfolie ausgekleidet werden, um sie von der verrottenden Füllung und Feuchtigkeit zu schützen. Ein enger Maschendraht auf der gesamten Grundfläche ausbreitet verhindert das Eindringen von Wühlmäusen.

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Gabionen: Drahtgitter-Körbe zweckentfremdet

Gabionen – also die normalerweise mit Steinen befüllten Drahtkörbe– stellen eine besondere Art von Hochbeeten dar. Aus Standard-Gabionen lassen sich verschiedene Hochbeet-Arrangements errichten, wenn man einzelne Elemente zusammensteckt. Im Handel gibt es aber auch fertige Gabionen-Hochbeete, die aus einem äußeren und einem inneren Korb bestehen. In dem inneren, an den Seiten mit zusätzlichen Schutzmatten ausgelegten Korb werden Pflanzen angebaut. Der äußere lässt sich mit unterschiedlichen Materialien dekorativ befüllen.

Kräuterspirale: Verschiedene Klimazonen am kleinsten Raum

Eine Kräuterspirale ist an einem vollsonnigen Platz am besten aufgehoben, denn die meisten Kräuter brauchen viel Licht und Wärme. Damit sich die Kräuter gut entfalten können, kalkulieren Sie den Grundriss der Anlage nicht zu eng: etwa drei Meter Durchmesser sind nötig. Das untere Ende der Spirale soll dabei in Richtung Süden zeigen. Eine optimale Kräuterspirale in Ihrem Stadtgarten hat vier Zonen:

  • ganz unten den Nassbereich für wasserliebende Pflanzen wie Brunnenkresse, Wasserminze oder amerikanischer Kalmus
  • etwas höher die Feuchtzone für Pflanzen wie Basilikum, Bärlauch, Dill, Kerbel oder Schnittlauch
  • angrenzend den normalen Bereich für Borretsch, Kapuzinerkresse, Koriander, Minze, Petersilie, Rauke oder Zitronen-Melisse
  • die mediterrane Zone an der Spitze für Lavendel, Lorbeer, Majoran, Oregano, Rosmarin Salbei und Thymian

Wie funktioniert Urban Gardening auf dem Balkon?

Urbane Gärten benötigen keinesfalls nur Ackerfläche: Sehr viele Gemüsearten wachsen fast genauso gut im Kübel oder Balkonkasten wie im Gemüsebeet: Erdbeeren, Karotten, Salat oder Tomaten sind dankbare Kumpanen, die sich auch mit der kleinsten Fläche begnügen. Die Töpfe und Kübel können entweder auf dem Boden stehen oder – platzsparend – am Balkongeländer hängen. Auch der kleinste Balkon kann zum urbanen Gärtnern genutzt werden.

Vertikaler Garten: Acker an der Wand

Ein vertikaler Garten ist dann eine Alternative, wenn nur ganz wenig Platz zur Verfügung steht oder aber eine hässliche Wand eine Verschönerung braucht. Als vertikaler Garten eignen sich Topftürmchen (übereinander aufgebaute Tontöpfe, von groß bis klein), Pflanzentaschen oder -treppen, umgebaute Europaletten, hängende Blumenampeln und vieles mehr.

Was sind Gemeinschaftsgärten?

„Gemeinschaftsgärten sind gemeinschaftlich und durch freiwilliges Engagement geschaffene und betriebene Gärten, Grünanlagen und Parks mit Ausrichtung auf eine allgemeine Öffentlichkeit.“ (Marit Rosol „Gemeinschaftsgärten in Berlin“).Es ist also eine besondere Art von Urban Gardening, bei der die Gärtner gemeinsam ein Stück Land in der Stadt bewirtschaften. Die Betreiber sind Nachbarschaftsinitiativen, Vereine, politische Gruppen, Kirchen, Schulen oder Guerilla-Gärtner. Der öffentliche Zugang für Menschen mit verschiedenen Hintergründen fördert den Zusammenhalt, ermöglicht die Beteiligung am öffentlichen und politischen Leben und gibt jedem einzelnen die Möglichkeit, sich an gemeinschaftlichen Projekte zu beteiligen.

Vorteile von Gemeinschaftsgärten

Die Vorteile von Gemeinschaftsgärten sind vielfältig. Die gemeinschaftlich betriebenen Gärten:

  • verbessern die Grünversorgung der Quartiere und die Lebensqualität der Bewohner
  • fördern Kontakte und Kommunikation sowie die Bindung an das Quartier
  • können – anders als öffentliche Parks – individuell verändert werden
  • stellen eine sinnvolle (Zwischen-)Nutzung für Brachen dar
  • öffnen oft gesperrte Flächen für die Allgemeinheit
  • bieten Zugang zu einem Garten für Personen mit geringem Einkommen
  • erlauben eigene Entfaltung
  • tragen zur Bodenverbesserung, Grundwasserneubildung, Regenwassernutzung und Lärmschutz bei
  • bieten Tieren und Pflanzen einen Lebensraum
  • fördern Umweltbildung, zeigen, wie auf ökologische Art und Weise Gemüse angebaut wird
  • reduzieren Abfall durch die Nutzung von vorhandenen Abfallmaterialien wie Holz- und Metallresten für den Bau von Zäunen, als gestalterische Elemente oder als Beeteinfassungen.

Nachteile von Gemeinschaftsgärten

Negative Aspekte sind bei weitem nicht so zahlreich wie die Vorteile. Gemeinschaftsgärten:

  • haben in der Regel keine Elemente, die konventionelle Parks bieten, wie Wasser, Sportmöglichkeiten oder Sitzgelegenheiten
  • bieten im Gegensatz zu Privatgärten keine Privatsphäre und Ungestörtheit
  • rufen oft Unsicherheiten in Bezug auf die Nutzungserlaubnis hervor
  • sind meist nur zur Zwischennutzung bestimmt (unbefriedigend für die Menschen und nicht förderlich für einen Garten, der ja von der Kontinuität der Bearbeitung einer Fläche lebt)
  • entwickeln sich manchmal auch zu Slums
  • leiden unter fehlender Öko-Aufklärung (in einigen Projekten kommen auch Chemikalien als Pestizide oder Dünger zum Einsatz)
  • sind von Zerstörungen und Diebstahl betroffen
  • stellen eine große Herausforderung an die interne Organisation der Projekte dar

Wie und wo finde ich Gemeinschaftsgärten in meiner Stadt?

Der Trend zum Urban Gardening nimmt immer größere Ausmaße an und auch die Beschaffung nötiger Informationen wird leichter. Bei Interesse können Sie das zuständige Grünflächenamt kontaktieren oder sich im Netz kundig machen. Mittlerweile gibt es einige Webseiten, die die Standorte für Gemeinschaftsgärten in Ihrer Stadt zusammentragen, unter anderem:
Bee careful: Urban Gardening in Deutschland
Ecowoman: Nachhaltige Oasen in deutschen Städten

Was ist der Unterschied zwischen Urban Gardening und Urban Farming?

Auch wenn die Begriffe „Urban Gardening“ und „Urban Farming“ manchmal synonym verwendet werden, gibt es einen entscheidenden Unterschied in der Größenordnung und der Zielsetzung: Urbanes Gärtnern wird von einzelnen Einwohnern betrieben und dient der Selbstversorgung. Urban Farming – zu Deutsch urbane Landwirtschaft – ist dagegen kommerziell ausgelegt und soll landwirtschaftliche Erzeugnisse an die gesamte Bevölkerung liefern. Die Popularität beider Anbauformen im städtischen Raum wächst.

Was ist Guerilla Gardening?

Wenn Urban Gardening politisch wird, heißt es Guerilla Gardening. Es geht dabei um eigenmächtiges – also nicht erlaubtes – Begrünen von brachliegenden Flächen aus Protest gegen einen meist mächtigen Gegner. Das Wort „Guerilla“ kommt aus dem Spanischen und bedeutet nichts anderes als „Kleinkrieg“. So tragen die verdeckten Aktionen von grünen Aktivisten auch den Charakter eines Schnellangriffs. Ganz nach den Prinzipien eines Guerillakriegs werden in einer Nacht-und-Nebel-Aktion möglichst schnell möglichst viele Flächen begrünt.

Fazit

Der Siegeszug von Urban Gardening in den deutschen Städten – und auch die Zunahme an Urban Farming-Angeboten – lassen vermuten, dass der Trend zum städtischen Gärtnern kein kurzer Hype bleibt. Als Gegenentwicklung zur Naturentfremdung, Digitalisierung, Gentrifizierung und auch zu Fastfood und Convenience-Produkten hat Urban Gardening alle Chancen, eine langfristige Bewegung mit nachhaltigen Konsequenzen zu werden.

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Author: Greg O'Connell

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